23. Dezember 2016

'Ein Hauch von Chianti' von Monica Bellini

Alessandra hat wenig Lust auf das Klassentreffen nahe Florenz, obwohl seit dem Abitur fünfzehn Jahre vergangen sind. Zu viele traurige Erinnerungen verbinden sie mit ihrer früheren Heimat.

Doch als sie ihren Freund mit einer Klientin in ihrem Bett überrascht, verlässt sie London und reist mit gemischten Gefühlen in die Toskana. Schon der erste Nachmittag, den sie in einem faszinierenden Schlosshotel verbringt, birgt eine unerwartete, heiße Begegnung, und nach dem gemeinsamen Abendessen mit den ehemaligen Klassenkameraden überschlagen sich die Ereignisse. Aber – was davon ist real, was nicht? Und gibt es ihren geheimnisvollen Traummann tatsächlich oder … ist er nur eine Illusion?

Ein prickelnd erotisches „Küsschen“ von Monica Bellini – mit einem Hauch Geheimnis gewürzt! Bacetto, die Verniedlichung des italienischen „bacio“, bedeutet so viel wie „Küsschen". Hingehaucht, wie die sinnlichen Kurzgeschichten „ELR bacetto".

Gleich lesen: Ein Hauch von Chianti

Leseprobe:
Der Innenhof wird von Laternen erleuchtet, ihr gelbliches Licht wirft flackernd verschwommene Schatten. In kleinen Grüppchen stehen Menschen herum, die ich nicht erkenne. Ihre Konturen sind unscharf. Aus einer Ecke des Atriums dringt sanfte Geigenmusik, überlagert die Unterhaltung der Anwesenden. Die Zwillinge tragen kirschrote, knöchellange Gewänder und halten sich an den Händen. Ich nicke ihnen zu, doch sie erwidern meinen Gruß nicht, sind in ein Gespräch mit drei Männern vertieft, die mir den Rücken zuwenden. Plötzlich steht Pernilla vor mir. Die schwarze Tunika lässt sie größer wirken als eins achtzig. Ich fühle mich winzig wie die berühmte Maus neben dem Elefanten. Natürlich sage ich es ihr, aber sie winkt lachend ab. Wie zu Schulzeiten.
»Nella Botte piccola ci sta il vino buono. In den kleinen Fässern ist der beste Wein«, erwidert sie und zieht mich mit sich. »Ich muss dich zu jemandem bringen, Alessandra. Er wartet schon so lange auf dein Kommen!«
Erstaunt werfe ich ihr einen Seitenblick zu, doch ihr Blick ist geradeaus gerichtet. Sie umklammert mein Handgelenk fester. Wir steigen einige Steintreppen nach unten, überqueren eine Rasenfläche und gelangen zu einer kleinen Terrasse mit einem einzelnen Tisch und zwei Stühlen. Einer ist besetzt. Wir treten näher und ich erkenne ein markantes Gesicht. Aristokratisch ist mein erster Gedanke. Hohe Wangenknochen, ausgeprägtes Kinn, diabolische Augenbrauen. Ein Schauer lässt mich frösteln. Die dunklen Augen des Mannes sehen durch mich hindurch, als ob ich gläsern wäre.
Oder in mich hinein.
Ich kann seinen Blick nicht einfangen. Seine Nasenflügel vibrieren, als Pernilla meine Hand in seine legt. Er steht auf und beugt sich vor. Ein heißer Lufthauch trifft meinen Handrücken wie glühende Funken. Ich bebe, greife tastend nach meiner Freundin, doch sie ist verschwunden. Er umfasst stützend meine Taille, geleitet mich zum Stuhl. Seine Berührung fühlt sich an, als ob ich ihn schon ewig kennen würde. Er ist mir vertraut. Seine Haut, sein Geruch, die Stimme, als er endlich spricht. Tief, rauchig, sinnlich.
»Weshalb bist du damals davongelaufen, Alessandra? Du warst plötzlich verschwunden.«
Seine dunklen Augen schimmern im Mondlicht. Ich verstehe seine Frage nicht, doch ich will es nicht zugeben, da ich Angst habe, er könnte verschwinden. So umgehe ich die Antwort, hebe die Hand und zeichne mit der Fingerspitze seine Lippen nach. Der Kontakt unserer Haut löst eine Kettenreaktion aus. Seine Energie dringt in mich ein, durchläuft den Arm, breitet sich in meiner Brust aus, wärmt mein Herz, erfüllt den Bauchraum.
Wie ein glühender Feuerball nimmt dieser Mann von mir Besitz. Ich will den Finger von ihm lösen, doch ich kann nicht.

Im Kindle-Shop: Ein Hauch von Chianti

Mehr über und von Monica Bellini auf ihrer Website.

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